Eine kurze Fahrt über die Autobahn – da bin ich wieder bei den Kromis. Mein Weg führt mich durch das Wohnzimmer hinaus in den sonnigen Garten. Shila kommt prüfend zu mir gerannt, im Schlepptau ihre sechs vergnügten Welpen. Wow – großartig haben sich die Welpen entwickelt. Auf den ersten Blick sind es unterschiedlich gezeichnete, herzige Welpen. Doch wenn man genau hinschaut kann man erkennen, jeder bewegt sich anders, die Stimmen klingen unterschiedlich und auch die Blicke unterscheidet sich. Und schon sind wir beim heutigen Thema – dem Ursprung von den Persönlichkeitstypen.
Wie kommt es, dass es von vornherein Unterschiede gibt?
Überall in der Natur können wir Arbeitsteilung beobachten. Daraus ergibt sich die Möglichkeit zur Spezialisierung für bestimmte Aufgaben. Alle Säugetiere, auch wir Menschen, konnten seit Jahrtausenden nur in gut organisierten Gemeinschaften überleben. Auch heute spezialisiert sich noch jeder sehr früh auf einen von drei Lebensbereichen.
Den Lebensbereich Beziehung (Zusammenhalt von Gruppen), den Lebensbereich Erkennen (Sorgen für Sicherheit, Ordnung) und den Lebensbereich Handeln (Ausführen von Aufgaben).
Jeder dieser Bereiche erfordert andere Kompetenzen, Strategien und Verhaltensweisen. Betrachten wir das so, wird auch klar, dass sich Verhaltensprobleme niemals einheitlich mit einer Methode lösen lassen. Auch brauchen wir für das Lernen und die Erziehung aus dieser Sicht, unterschiedliche Vorgehensweisen.
Zurück bei Shila im Garten wo sich die kleine Fellnasengruppe tummelt. Unter einer eigens gebauten Welpenschaukel versteckt sich ein Welpe, lauert, um bei nächster Gelegenheit ein Geschwisterchen in ein lustvolles Fangspiel zu verwickeln. Drum herum, drunter und drüber. Ich kann von Glück reden wenn ich den einen oder anderen Schnappschuss mit meiner Kamera eingefangen bekomme.
Fast heimlich und unbemerkt hat sich in der anderen Ecke des Gartens eine Hündin ein Zweig ergattert und schleppt diesen hocherhobenen Hauptes durch die Gegend. “Gib her, ich will den haben!“ scheint ein Rüde zu wettern, flitz hin und zieht energisch am Zweig. Eine andere Hündin hat ein kleines Loch entdeckt und gräbt beharrlich darin herum. All diese Verhaltensweisen passieren jedoch keineswegs einfach nur so. Schon die Kleinen üben sich hierbei in ihren Kompetenzen, probieren und festigen verschiedene Strategien. Selbst beim anschließenden Zusammenkuscheln und Schlafen wird klar, nicht nur die Mama übernimmt eine Wächterrolle. So kann ich schon deutlich zwei Welpen festmachen, die sich für den Bereich „Erkennen“ üben.
Zurück zur Theorie…
Woran erkennt man die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen?
Jene Hunde, die sich für den Lebensbereich Beziehung spezialisieren, zeigen ihre Qualitäten darin, dass sie sehr fein und kommunikativ im Umgang mit Artgenossen und Menschen sind. Ich nenne diesen Typ Charmeur. Er wirkt spontan, sympathisch und lebendig. Für ihn steht an erster Stelle – in Beziehungen gut ankommen. Er mag es harmonisch und möchte es immer allen recht machen. Sein Gangbild ist locker und schwingend, sein Blick sanft und strahlend.
Hunde, die sich für den Lebensbereich Erkennen ausrichten, haben ruhige und zurückhaltende Eigenschaften. Für mich sind es die Organisatoren. Sie erkennen oft blitzartig Zusammenhänge und reagieren daraufhin eigenständig. Dies wird oft falsch interpretiert, indem man meint, es fehle diesem Typ an sozialen Umgangsformen oder Gehorsam. Im Gangbild zeigen sie sich schlendernd, energiesparend. Sein Blick wirkt in sich gekehrt, manchmal etwas verträumt.
Für den Lebensbereich Handeln sind die Macher zuständig. Sie zeigen sich stets kraftvoll und entschlossen. Mit viel Energie sind diese Typen ständig in Aktion. Sie schlafen wenig und erholen sich rasch. Einen einfühlsamen Umgang müssen Macher erst lernen. Sie sind diejenigen, die andere oft unsanft zurechtweisen und kontrollieren. Das Gangbild ist zielgerichtet und energisch. Der Blick wirkt aufmerksam und fixierend.
Unter allen Rasse- und Mischlingshunden finden wir diese drei Persönlichkeitstypen. Dazu kommen noch Untertypen, rassetypische Ausprägungen, soziale Herkunft, sowie die familiäre Prägung. Das alles gibt jedem Grundtyp zusätzlich seine ganz eigene Note.
Was bringt mir das Wissen über den Persönlichkeitstyp eines Hundes?
Zunächst die Frage, welcher Hundetyp passt nach dieser Beschreibung zu Ihnen?
Zu welchem Typ fühlen Sie sich hingezogen?
Ein Macher beispielsweise braucht eine andere Führung, als ein Charmeur. Sein Arbeitseifer und seine Energie muss in die richtige Bahn gelenkt werden. Er braucht eine Aufgabe die ihn auslastet. Ein Organisator dagegen braucht Ruhephasen um sich zu erholen. Er benötigt mehr Zeit um Dinge zu Lernen, als die anderen beiden Typen. Der Charmeur liebt ein abwechslungsreiches, aktives Leben. Ihm fällt es manchmal schwer, von selbst in eine inneren Ruhe zu kommen.
Noch einmal zu unserer Kromibande in den Garten. Für mich heißt es heute Abschiednehmen. Die Kleinen ziehen in wenigen Tagen in ihr neues Heim. Ich bin dankbar für diese schöne und lehrreiche Zeit. Während die jungen Fellnasen nun hundemüde unterm Gartentisch schlafen, mache ich mich auf den Heimweg.
So, jetzt haben Sie erfahren welche Persönlichkeitstypen es gibt und welche Qualitäten sie auszeichnet. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, Ihren Hund daraufhin zu beobachten. Vielleicht sind auch Fragen aufgetaucht. Dann rufen sie mich einfach an oder schreiben mir eine E-Mail. Auch über Feedback, Anregungen und Wünsche freu ich mich – also immer her mit.